Dass Insekten die artenreichste Tierklasse auf unserem Planteten sind, ist den meisten bekannt. Viele Menschen denken bei Insekten an lästige, flugfähige Krabbeltiere, die beim Frühstück stören oder den Schlaf rauben. Wir bewegen uns dieses Jahr auf sechs Beinen durch´s Biosphärenreservat und zeigen, dass Insekten noch viel mehr können…

Unsere Reise führt uns heute zu dem Maikäfer

Besonders im Mai kann man sie entdecken – daher ihr Name.
Maikäfer werden zwei bis drei Zentimeter lang. Typisch für die Käfer sind die braunen Flügel, das schwarze Halsschild sowie das schwarz-weiße Zickzackmuster an der Seite.
Besonders auffällig sind die Fühler der Maikäfer. An ihnen lassen sich Männchen und Weibchen sehr leicht voneinander unterscheiden: Maikäfer-Männchen haben Fühler mit jeweils sieben Blättchen, Weibchen besitzen nur sechs Blättchen, die außerdem deutlich kleiner sind. Auf den Blättchen sitzen die Geruchssensoren. Die Männchen haben bis zu 50.000 Sensoren auf ihren Fühlerlamellen, die sie brauchen, um die Weibchen aufzuspüren, die sich paaren möchten. Für die Weibchen ist ein guter Geruchssinn dagegen nicht so wichtig, weil sie einfach nur abwarten müssen, bis die Männchen sie gefunden haben.
Alle vier Jahre gibt es besonders viele von ihnen. Das liegt daran, dass die Maikäfer vier Jahre benötigen, um sich vom Ei zum fertigen Käfer zu entwickeln. Das Leben der erwachsenen Käfer ist nur kurz: Die Männchen leben nur 4 Wochen und sterben nach der Begattung. Die Weibchen leben noch drei Wochen länger und sterben nach der Eiablage.
Bei uns gibt es zwei Arten von Maikäfern: den Feldmaikäfer und den Waldmaikäfer. Die Waldmaikäfer bevorzugen die Blätter von Buchen und Eichen, während sich die Feldmaikäfer zum Beispiel an Weinreben und Obstbäumen laben.
Und weil die Käfer und die Engerlinge – so werden die Larven der Maikäfer genannt – einen gewaltigen Appetit haben, richteten sie manchmal große Schäden in Wäldern und in der Landwirtschaft an. Weil sie in manchen Jahren in großen Mengen auftraten, waren Maikäfer früher gefürchtet. So kann es etwa alle 30 bis 45 Jahre zu Massenvermehrungen kommen. Die Ursache dafür konnten Forscher bisher noch nicht herausfinden.
Schon immer haben die Menschen in starken Maikäferjahren Maßnahmen gegen die Tiere ergriffen. Früher bekamen die Kinder in manchen Jahren Mai-Ferien, damit sie die Maikäfer von den Bäumen sammeln konnten. Seit in der Landwirtschaft Gift gegen Insekten benutzt wird und die tiefen Pflüge die Engerlinge an die Oberfläche bringen, wo sie sterben, gibt es kaum noch viele Maikäfer.
Im Mittelalter gab es noch keine Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung. Die Menschen in der französischen Stadt Avignon wussten sich damals nicht besser zu helfen: Im Jahr 1320 stellten sie die Maikäfer kurzerhand vor Gericht. Mit richterlichem Beschluss wurde ihnen befohlen, sich innerhalb von drei Tagen zurückzuziehen. Andernfalls würden sie für „vogelfrei“ erklärt. Da sich die Maikäfer dem Gesetz nicht unterwarfen, wurden sie stattdessen aufgesammelt und getötet. Aus ihnen wurde sogar Suppe gekocht oder man hat sie gezuckert und als Nachspeise verkauft.