Dass Insekten die artenreichste Tierklasse auf unserem Planteten sind, ist den meisten bekannt. Viele Menschen denken bei Insekten an lästige, flugfähige Krabbeltiere, die beim Frühstück stören oder den Schlaf rauben. Wir bewegen uns dieses Jahr auf sechs Beinen durch´s Biosphärenreservat und zeigen, dass Insekten noch viel mehr können…

Unsere Reise führt uns heute zur Gottesanbeterin.

Die Europäische Gottesanbeterin ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Vertreterin der Ordnung der Fangschrecken.

Ihren Namen verdankt sie den zwei Fangbeinen, die sie in Ruhestellung wie zum Gebet erhobene Arme vor dem Körper hält. Auffällig sind der große, dreieckige Kopf und die mit Dornen besetzten Vorderbeine. Mit diesen Fangbeinen halten sie die Beute fest. Zur Beute der Gottesanbeterinnen gehören hauptsächlich Heuschrecken, Grillen, Schmetterlinge und Waldschaben.

     

Weibchen können bis zu 80 mm lang werden, die Männchen sind deutlich kleiner und erreichen eine Länge bis zu 60 mm. Außerdem lassen sich die Männchen von den Weibchen durch die Anzahl der sichtbaren Bauchsegmente unterscheiden. Männchen besitzen 8, Weibchen hingegen nur 6 sichtbare Segmente. Beim Männchen werden die letzten Segmente zunehmend kleiner und schmaler. Sind alle Segmente etwa gleich groß, handelt es sich um Weibchen.

Alle Gottesanbeterinnen sind flugfähig.  

Die Grundfärbung reicht von hellgrün bis braun. Auf ehemaligen Brandflächen kann man sogar fast schwarzen Individuen begegnen. Die Färbungsvarianten entstehen nach den einzelnen Häutungen als Anpassung an die Umgebung.

Ursprünglich in Südeuropa beheimatet, erobert sie im Zuge des Klimawandels nach und nach die wärmeren Gebiete in ganz Deutschland.  In der Roten Liste ist sie in die Kategorie 3 („gefährdet“) eingruppiert und genießt besonderen Schutz. Deshalb darf sie u. a. weder gefangen noch gehalten werden.

Zusätzlich gefährdet sind die Männchen der Gottesanbeterin. Etwa jedes dritte wird nach der Paarung vom Weibchen gefressen. Diese Weibchen legen dann deutlich mehr Eier und sichern somit stärker den Erhalt der Art. Da im Herbst sowieso alle erwachsenen Tiere sterben, macht dieser Kannibalismus aus Sicht der Evolution durchaus Sinn.

Bild: M. Prömper (Gottesanbeterin als Kannibale)

Zu den natürlichen Feinden der Gottesanbeterin zählen Vögel, Eidechsen, Fledermäuse und Spinnen. Ihre Larven werden von Ameisen und Wespen gefressen.

Beobachtungstipp: Um die Verbreitung in Deutschland zu erfassen, gibt es sogenannte Meldeportale. Auf der Seite vom Landesamt für Umweltschutz in Sachsen-Anhalt kann man beispielsweise seine Beobachtungen online mitteilen.